LERNORT-Nachrichten SEPTEMBER 2024

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an; es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
Unendlich sanft in seinen Händen hält.

Rainer Maria Rilke

Liebe LERNORT-Gemeinschaft,

wie schnell ist uns die herrliche Sommerzeit mit viel Wärme und Licht, natürlich auch mit den notwendigen Regentagen für unsere Erde vergangen. Konnten wir genügend Licht und Wärme, die Schönheit und Freuden des Sommers sammeln für die bevorstehende Herbst- und Winterzeit?

In diesem Sommer hat uns die Sonne so reichlich verwöhnt und auch jetzt schickt sie uns immer wieder ihr wärmendes Strahlen. Ganz bewusst können wir schon erleben, wie die Tage kürzer und die Abende kühler werden. Am 23. September erleb(t)en wir die Tag- und Nachtgleiche, so dass auf der Nord- und Südhälfte der Erde die gleichen Lichtverhältnisse herrschen. Der Herbst hält bei uns seinen Einzug, auf der Südhälfte beginnt der Frühling.

Im Miterleben der Jahreszeiten erscheint uns die Natur wie ein lebendiges, sich verwandelndes Wesen. Voller Hingabe darf unsere Seele darin individuell mitschwingen. Unsere Jahresfeste sind Höhepunkte, an denen wir uns als Mensch besonders hineinstellen in diesen beseelten Kosmos. Das erste Fest, das wir in diesem Schuljahr gemeinsam feiern werden ist das Michaelsfest Ende September. Um das Michaelsfest gestalten zu können bedarf es dieser feinen Empfindung gegenüber der Natur. Herbstgolden erscheint sie uns nun, die Fülle des Sommers hat sich in süße
Früchte verwandelt und wir dürfen sie nun ernten. Mit vielfältigen Gaben der Natur werden wir nun zum Ende des Sommers beschenkt.
Das Michaelifest steht ganz im Zeichen der Waage und kennzeichnet einen Wendepunkt. Das äußere Licht nimmt ab, nach dem üppigen Wachstum im Sommer zieht die Erde sich wieder in sich selbst zurück und unsere Sinne sind nicht mehr so stark nach außen gerichtet, sondern werden wieder auf uns selbst gelenkt, auf das was uns im Innern ausmacht.

Durch das Bild des Michael im Kampf mit dem Drachen ist uns ein Vorbild gegeben, dem entgegenzutreten, was uns daran hindert nach Entwicklung und Bewusstsein zu streben. Es ermuntert uns, die Kräfte in unserer Seele abzuwägen und zwischen Egoismus, Eitelkeit und Materialismus auszugleichen. Wir können uns darauf besinnen, wie innerlich mutig und stark wir sind und wie wir von göttlichen Kräften begleitet werden, sobald wir den Entschluss fassen uns auf den Weg zu machen.

Nun liegt es an uns, das Licht der Sommersonne in uns zu tragen und es in unserem Herzen scheinen zu lassen, um die herannahende, dunkle Winterzeit mit viel Wärme und Licht zu überstehen.

Wir wünschen euch allen eine schöne Michaelizeit!

Was gibt es Neues am LERNORT?

Seit Montag dem 5. August erfüllen endlich wieder fröhliche Kinderstimmen den LERNORT. In der ersten Schulwoche hatten wir alle ausreichend Zeit um nach den langen Sommerferien am LERNORT richtig anzukommen und natürlich um Haus und Hof für die Einschulungsfeier herauszuputzen. Am Freitag vor der Einschulung haben einige Kinder auf den Feldern Blumen gepflückt und kleine Sträusschen gebunden, während die Eltern den wunderschönen Blumenbogen
schmückten. Die Vorfreude war bei allen groß. Wir haben 13 neue Kinder in der ersten Klasse aufgenommen. Insgesamt gehen nun 74 Kinder am LERNORT zur Schule.

Hier ein Textbeitrag von Annika, der Lernbegleiterin der neuen ersten Klasse:

Einblicke in die neue erste Klasse, von Annika

„Die Einschulung der neuen ersten Klasse fand am 10. August statt. Bei schönstem Wetter erstrahlte das bunte Blumentor und lud so herzlich auf die Bühne ein.
Nach einer allgemeinen Ansprache von Henning, durfte ich nun auf die Bühne. Ich schaute in viele aufgeregte Gesichter von Groß und Klein. Sie sahen mindestens so aufgeregt aus, wie ich es war. Als ich dann zu den aufgeregten Gesichtern sprach, vor allem zu denen, die ich bald auf die Bühne
einladen würde, passierte etwas wunderbares. Wir teilten unsere Aufregung miteinander und plötzlich schien es völlig in Ordnung, aufgeregt zu sein. Ein Stück der Angst, die sich auch immer hinter der Aufregung versteckt, konnte loslassen. Die Freude hatte so mehr Platz und die aufgeregten Gesichter veränderten sich ein wenig in erwartungsvolle, lächelnde Gesichter.

Als ich die 13 Kinder anschließend auf die Bühne einlud, trat jedes dieser Kinder mutig hervor und kam durch das Blumentor zu mir auf die Bühne, wo ich jedes Kind einzeln empfangen durfte.
Nachdem 13 Kinder durch das Blumentor liefen und nun gemeinsam auf der Bühne saßen, erzählte ich noch eine Geschichte von einem Sonnenblumenfeld, auf dem viele große und prächtige Sonnenblumen standen und inmitten dieser Blumen, eine kleine Sonnenblume Hilfe und Raum zum
Wachsen benötigte. Die großen Blumen halfen ihrer kleinen Schwester sofort, sodass auch sie prächtig gedeihen konnte.
Schon während der Geschichte und der ersten Schulstunde, die wir anschließend in unserem Klassenraum verbrachten, zeigte sich die erste Klasse sehr aufgeweckt, neugierig und herzlich.

In unseren ersten, gemeinsamen Schulwochen, haben sich diese Qualitäten weiterentwickelt. Die Kinder sind schon so richtig zu einer Klasse, zu einer Gemeinschaft geworden, die einen achtsamen Umgang miteinander pflegt.
Es ist wirklich ein Fest ihnen dabei zuzusehen, wie sie sich immer weiter kennenlernen, sich aneinander austesten und aufeinander einstellen.
Unsere erste Klasse ist mutig, interessiert und liebevoll.
Nach der ersten Formenzeichnen Epoche, lernen wir nun stetig neue Buchstaben kennen und begeben uns, gemeinsam mit einem Wichtel, auf die Reise durch das Abenteuer des Schreibens und Lesens.
Die restliche Zeit des Schultages, spielen und lernen wir viel in und mit der Natur.
Bewegung, Geschichten und Entspannung begleiten uns beim Lernen und Wachsen.
Die Klasse durfte sogar letzte Woche schon mit ihrer ersten Kunstzeit starten und fragt nun jeden Tag, wann sie wieder Aquarellmalen haben.

Zu mir: Ich bin Annika, 26 Jahre alt und habe mein Studium am Waldorfinstitut Witten/Annen absolviert.
Dort habe ich die duale Klassenlehrer-Ausbildung sowie Musik in Klasse 1-8 und Sonder- und Heilpädagogik studiert.
Kurz vor der Einschulung habe ich geheiratet und lebe mit meinem Mann und unserem Hund in Lüneburg. Zuhause habe ich quasi auch noch eine kleine, private Musikschule, in der ich gelegentlich
Instrumental- Gesangs- und Bandunterricht gebe.
Während und nach dem Studium habe ich schon an verschiedensten Waldorfschulen gearbeitet und gelernt. Zuletzt war ich für ein Jahr an der Hofschule in Wendisch Evern sowie einen Tag pro Woche an der RSS Lüneburg als Musiklehrerin tätig. Mein Weg hat mich vor gut einem Jahr raus aus NRW nach Lüneburg geführt, nachdem ich ein Jahr mit meiner ersten, ersten Klasse in NRW verbracht habe. In meinem Leben haben sich einige Pläne und Umstände verändert, da ich scheinbar noch keinen Ort finden durfte, an dem ich sein darf, der sich richtig anfühlt und auch mir gut tut.
Das hat natürlich viele Sorgen mit sich gebracht. Doch nun bin ich über diese Erfahrungen sehr froh und dankbar, da ich sonst wahrscheinlich niemals auf den Lernort Nieperfitz gestoßen wäre. Hier
darf ich sein und Schule machen, wie ich es mir selbst gewünscht hätte. Hier bin ich Lernbegleiterin einer wundervollen ersten Klasse und darf mit ihr wachsen und entdecken.

Seit letzter Woche ist auch mein Hund Ole Teil unserer Klasse und darf nun erstmal montags mit dabei sein. Er ist ein Menschen liebender Hund und bekommt und gibt gerne viel Zuneigung. Er passt
also wunderbar zu dieser herzlichen Klasse.
Kurz vor der Einschulung wurde ich körperlich nochmal durch eine erneute Fußverletzung ausgebremst. Es fühlt sich an wie ein Signal, mehr im Hier und Jetzt zu leben und nicht zu schnell aus dem Zauber des Anfangs herauszuwachsen.

Ich genieße das Hier und Jetzt sehr und bin unglaublich froh, hier zu sein. Die Neugierde und die Spannung darauf, was uns noch alles in den nächsten Wochen, Monaten und auch Jahren begegnet, funkelt natürlich trotzdem immer mal wieder durch.
In Dankbarkeit und mit lieben Grüßen
Annika

Was gibt es außerdem noch zu berichten?

Ganz besonders freuen wir uns darüber euch berichten zu können, dass bereits so viele Bürgschaften für den LERNORT abgegeben wurden, dass wir nun mit Hilfe dieser Bürgschaften die Auszahlung eines Darlehens i.H.v. 50.000 EUR erreichen konnten. Dieses Darlehen wird uns die
letzten Wochen bis zur Finanzhilfe über die Runden helfen.
Zudem haben wir über den Gemüseverkauf beim letzten Epochenabschluss und über großzügige Spenden einen ausreichend großen Geldbetrag zusammenbekommen, so dass wir von Christoph Spanier die wunderschöne Klangschale erwerben konnten für unser Erlebnisfeld Wasser. Die
Klangschale konnte bereits zum LERNORT gebracht werden. Im nächsten Handlungsfeld wird Martin mit den Kindern das Fundament für die Klangschale gießen und der Bereich um die Klangschale wird
weiter gestaltet werden. Beim Epochenabschluss am 2. Oktober können wir dann hoffentlich alle gemeinsam die Klangschale ganz offiziell einweihen.

Handlungsfeld Schwimmen, von Sara

Zehn Tage lang haben Kinder aus der 3. – 6. Klasse Schwimmen geübt und teilweise ganz neu gelernt. Wir haben im Freibad Dahlenburg zuerst bei strahlendem Sonnenschein und dann bei herbstlicher Kälte fleißig geübt. Am Donnerstag und Freitag letzte Woche haben sieben (!) Kinder ihr Seepferdchen Abzeichen gemacht und sind zurecht sehr stolz darauf!


Getreideernte, von Sara


Nachdem die jetzige 4./5. Klasse im letzten Frühjahr den Acker von Hand gepflügt (die Kinder waren alle das „Pferd“ vor dem Pflug) und auch das Getreide gesät hat, war am Donnerstag letzte Woche Erntetag. Mit Sicheln zogen die Kinder los und einige kleine Garben wurden gebündelt und
aufgestellt. Als nächstes werden wir nun dreschen, die „Spreu vom Weizen“ trennen, das Korn mahlen und Brot backen.

Was steht demnächst an?

Am 20. September hat der LERNORT Geburtstag. Vor 3 Jahren hat am 20. September ganz offiziell der erste Schultag stattgefunden. Herzlichen Glückwunsch!!!

Und zuletzt ein Gruß aus der LERNORT Küche:


Susannes herbstliche Sweet Dumplings aus dem Ofen

2Sweet Dumpling Kürbisse aus dem LERNORT Garten
200gHackfleisch vom LERNORT Wollschwein (für veg. Variante einfach gekochte Hirse nehmen)
Schafskäse
2Knoblauchzehen
1Zwiebel
Salz
Pfeffer
Frische Petersilie
Tomatensauce

Die Deckel der Kürbisse abschneiden, die Kerne entfernen und das Fruchtfleisch zum Andünsten beiseite stellen. Zwiebel und Knoblauch würfeln, in der Pfanne anschwitzen, anschließend Hackfleisch und Kürbisfleisch mit andünsten. Mit Salz und Pfeffer würzen. Wer mag, darf gerne frische Chilli dazugeben. Die Pfanne vom Herd nehmen. Anschließend gewürfelten Schafskäse und frische Petersilie untermengen. Die Kürbisse befüllen, Deckel wieder oben auf setzen und in eine Auflaufform stellen. Diese bis zur Hälfte mit frischer Tomatensauce auffüllen und das Ganze bei ca. 180 Grad ca. 30 Minuten in den Backofen geben. Als Beilage eignen sich Reis und Hirse.

Guten Appetit!

Herzliche Grüße aus dem Schulbüro, Isabell

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